Eine brandneue Studie über Korallenbleiche-Ereignisse macht derzeit die Runde: Laut dieser sollen bereits 98% des Great Barrier Reefs von Korallenbleiche betroffen sein. Während nicht alle Korallen bei diesem Prozess absterben, betrug der Anteil bereits toter Korallen vor Australiens Ostküste schätzungsweise 40% in 2020. Besonders alarmierend: Der Hitzestress führt auch dazu, dass deutlich weniger Larven für die Wiederansiedlung gebildet werden.
Es gibt nur wenig, was wir gegen bereits erwärmte Meere und die Versauerung tun können. Bleibt also nur, hilflos zuzusehen? Nicht ganz.
Denn Hitzeereignisse treten wetterbedingt nicht gleichmäßig verteilt auf. So gibt es laut der Autoren der Studie einige „Refugien“, in denen das Wasser generell kühler bleibt, beispielsweise durch Strömungen oder Winde. Diese noch intakten Gebiete könnten in Zukunft etwa 58% des Great Barrier Reefs mit Larvennachwuchs versorgen. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass einige wenige Korallen zu relativ schneller genetischer Anpassung in der Lage sind.
Um bereits gefährdete Korallen zu entlasten, gilt es, weitere Stressfaktoren zu reduzieren: Dazu gehört beispielsweise die Populationskontrolle von korallenfressenden Dornenkronen-Seesternen oder Algen. Gesunde Fisch- und Haipopulationen können also zu einem resilienteren Korallenriff beitragen – dafür braucht es effektive Meeresschutzgebiete und ein Ende des nimmersatten Fischfangs. Doch es ist in letzter Konsequenz hauptsächlich der Klimawandel, den wir stoppen müssen. Nur wenn wir die verbleibenden Kaltwassergebiete erhalten können, haben die tropischen Riffe dieser Welt noch eine Chance.
Quelle:
M.W.M. Cheung, K. Hock, W. Skirving, P.J. Mumby: Cumulative bleaching undermines systemic resilience of the Great Barrier Reef. Current Biology (04.11.2021). https://doi.org/10.1016/j.cub.2021.09.078