REWE möchte für Nachhaltigkeit stehen – zumindest in der Werbung. Anspruch und Wirklichkeit klaffen indes auseinander; unser Beispiel: Schwertfischsteak.
„REWE – dein Markt für mehr Nachhaltigkeit. Gemeinsam können wir viel erreichen. Das Klima schützen, Müll vermeiden, die Artenvielfalt erhalten und für mehr Tierwohl sorgen. Wir können viel bewegen. Wenn wir es gemeinsam in Angriff nehmen.“ Nach diesem Werbeslogan von REWE wischt man sich verwundert die Augen, wenn man derzeit bei einigen REWE-Händlern in NRW in der Fischtheke Schwertfisch entdeckt.
Die Steaks werden offenbar von sommerlichen Grillmeistern für den geselligen Abend gern genommen – und bei Absatzchancen schwindet die Ernsthaftigkeit der Märkte gegenüber der eigenen Werbe-Außendarstellung.
Kurz zum Hintergrund aufgeklärt:
– Ökosystem:
Die industrielle Fischerei sorgt für den Ausverkauf des Meeres. 30 % aller Fischbestände weltweit sind überfischt. In den letzten 50 Jahren sind 70 % aller Haie verschwunden, durch Fischerei. Fischerei verändert signifikant das Ökosystem Meer, was sich auch durch geringere Resilienz gegen z.B. den Klimawandel auswirkt.
– Müll:
Geisternetze und Langleinen machen einen signifikanten Teil des Plastikmülls in unseren Meeren aus.
– Artenvielfalt:
In der spanischen Langleinenfischerei mit Schwertfisch-Lizenz taucht der Blauhai mit einer Beifangrate von 70 % auf. Die MSC-zertifizierte kanadische Langleinenfischerei (Ziel: Schwertfisch) hat eine Beifangrate von 58%, 50% Blauhai, 7% Thunfisch und 1% Meeresschildkröten. Von 2011 bis 2015 wurden jedes Jahr etwa 31,5 t Seeschildkröten gefangen, 25,5 t Lederschildkröten und 6 t Unechte Karettschildkröten. Das entspricht etwa 1.200 Tieren. Allein 2013 waren es 73 t Schildkröten. Der Schwertfischfang mit Langleine (unzertifiziert oder zertifiziert) ist ein Sargnagel für die Artenvielfalt in unseren Ozeanen.
– Tierwohl:
An den Langleinen landen nicht nur Schildkröten, sondern auch Meeresvögel, Haie und Delfine. Gemeinsam ist allen, dass sie durch die Haken schwerverletzt oder getötet werden. Wahllos. Zwar ist das Finning in der EU seit 2013 verboten, Haie und andere Fische sterben aber weiterhin grausam. Das Ausweiden auf den industriellen Schiffen erfolgt oft bei lebendigem Leib. Mit Tierwohl hat diese industrielle Schwertfischjagd nichts zu tun!
Nebenbei (zu dem Angebot auf unserem Bild): Die Beschriftung des Schwertfisches ohne seinen wissenschaftlichen Namen und ohne Angabe zu Fanggebiet und Fangmethode ist rechtswidrig.
REWE sollte hier unbedingt nachbessern – dieses Vorgehen passt keinesfalls zum Eigenanspruch, den man so stolz vor sich her trägt.