Was können wir als Verbraucher tun, um unsere überfischten Ozeane zu schützen? Verantwortungsvoll konsumieren, schlagen die großen Organisationen wie Greenpeace oder WWF mit ihren Fischratgebern vor.
Der britische Guardian hat 44 wissenschaftliche Studien analysiert und zeigt: Viel zu oft liegt diese Verantwortung außerhalb unseres Einflusses. Denn wir kaufen etwas anderes als das, was wir eigentlich möchten.
Weltweit beschäftigen sich Forscher mittels sogenannten DNA-Barcodings damit, falsch gekennzeichnete Fischprodukte ausfindig zu machen. Laut Guardian sind im Schnitt ganze 36% der problematischen Kandidaten mit falscher Bezeichnung versehen; also mehr als jeder dritte Fisch.
Nicht immer stecken böse Absichten dahinter – der globale Handel mit Fisch ist selbst für die Beteiligten mitunter unübersichtlich. Doch oft werden begehrte und damit teure Fischarten gegen „minderwertige“ ausgetauscht – und als der „teure“ Fisch falsch ausgezeichnet. Wir vermuten schon seit Jahren, dass auch Hai ein häufiges Ersatzprodukt ist. Neben der Preistreiberei kann man so auch illegal gefangene Fische auf den Markt bringen: Schätzungsweise 8 bis 14 Mio. Tonnen illegal gefangener Fische können so jährlich kaschiert werden.
Besonders brisant: Wer in europäischen (auch deutschen) Restaurants Zander, Zackenbarsch, Seezunge sowie Blau- oder Gelbflossenthun bestellt, erhält nur in der Hälfte der Fälle tatsächlich, was bestellt wurde.
Der MSC indes gibt die „Mislabelling“-Rate sehr wohlwollend mit „nur 1% laut eigenen Untersuchungen“ an. Die wahre Fehlauszeichnungsrate kann man weder mit Umwelt- noch mit Verbraucherschutz vereinbaren.
Was also können Verbraucher tun, um unsere überfischten Ozeane wirklich zu schützen? Es empfiehlt sich, möglichst weitgehend auf Fisch zu verzichten, anderenfalls nur beim Händler des Vertrauens zu kaufen, und auch dort explizit nachzufragen. Und meistens schadet weniger Fisch der Gesundheit außerdem nicht.
Quellen:
The Guardian, 15.03.21: Revealed: seafood fraud happening on a vast global scale / Is your fish a fake? How to spot seafood fraud and what to do if you’re suspicious
Sumaila 2020: Illicit trade in marine fish catch and its effects on ecosystems and people worldwide. Science Advances. https://doi.org/10.1126/sciadv.aaz3801
Pardo 2018: DNA barcoding revealing mislabeling of seafood in European mass caterings. Food Control. https://doi.org/10.1016/j.foodcont.2018.04.044