Einige Länder haben herkömmliche Sonnencremes verboten. Wer diese auf chemischer Basis wirksamen Schutzmittel verwendet, erwartet teilweise deutliche Strafen. Die Länder haben für dieses Verbot gute Gründe: Die enthaltenen Stoffe Octinoxat und Oxybenzon wirken wie ein chemischer UV-Filter. Aber: Sie sind zugleich hochwirksam auf Korallen. Nämlich zerstörerisch.
Tests einer Forschungsgruppe der Universität Marche im italienischen Ancona zeigen, dass 18 bis 48 Stunden nach der Belastung mit solchen Sonnenschutzmitteln auf chemischer Basis große Mengen von Algen und Korallenteilchen abgestoßen wurden, sogar bereits bei nur geringer Menge (10 Mikroliter pro Liter Meerwasser). Nach 96 Stunden waren die Korallen komplett ausgebleicht, wobei die immer höheren Wassertemperaturen diesen Prozess noch beschleunigten.
Schätzungen zufolge gelangen jedes Jahr in den tropischen Riffregionen 4.000 bis 6.000 Tonnen Sonnenschutzmittel durch badende Touristen ins Meer.
Die Forscher warnen, dass bis zu 10 % der weltweiten Korallenriffe hierdurch bedroht sein könnten. Daher werden Sonnencremes auf chemischer Basis zunehmend verboten.
Die Alternative sind mineralische Sonnencremes. Sie bilden meist über den Filter aus Titan- und Zinkoxid einen Schutzschild auf der Haut und reflektieren die Sonnenstrahlen. Auch die „Nebenwirkungen“ dieser Sonnenschutzmittel sind vielleicht nicht vollständig erforscht, aber sie sind zumindest nicht schädlich für Korallen und Fische.
Die Länder mit dem Verbot (Stand Sommer 2024):
– Aruba, südliche Karibik, Niederlande. Seit 2020 Verbot von Sonnenschutzcremes mit Oxybenzon.
– Bonaire, südliche Karibik, Niederlande. Seit 2021 Verbot von Sonnencremes Oxybenzon und Octinoxat.
– Curacao, südliche Karibik, Niederlande. Kein Verbot, aber die dringende Empfehlung der einheimischen Tourismusbehörde, keine schädigende Sonnencreme vor Ort zu kaufen.
– Hawaii, USA. Seit 2022 generelles Verbot von nicht-mineralischen Sonnencremes.
– Jungferninseln. Seit 2020 Verbot von Sonnencremes mit Oxybenzon, Octinoxat und Octocrylen.
– Key West, Florida, USA. Seit 2021 Verbot von Sonnencreme mit Octinoxat und Oxybenzon.
– Mexiko, Tulum und Yucatán. Verbot von Sonnenschutzmittel mit riffschädlichen Substanzen.
– Palau, Pazifik. Seit Januar 2020 Verbot von chemischen Sonnenschutzcremes mit Oxybenzon, Octocrylen, Parabenen und Triclosan. Achtung, hier gibt es drakonische Strafen für die Einfuhr chemischer Sonnenschutzmitteln von bis zu 10.000 US$!
– Thailand. Verbot von Sonnencremes, die Oxybenzon, Octinoxat, 4-Methylbenzylidenkampfer oder Butylparaben enthalten, in den Meeresschutzgebieten vor der Küste.
Generell unser Rat: Auch in angeblich „korallenfreundlichen“ Sonnenschutzcremes im deutschen Handel sind oft die oben genannten Stoffe enthalten, wie wir bei unserer Recherche ermittelten. Chemische Sonnenschutzmittel sollten daher für den Urlaub am Meer zuhause bleiben. Und jedenfalls vor einer Reise nach Palau empfiehlt sich die genaue Prüfung der Inhaltsangaben nach rein mineralischen Sonnenschutzcremes.
Quellen:
https://cordis.europa.eu/article/id/29485-sunscreen-serious-threat-to-corals-eu-study-finds/de