Während Weiße Haie in der Nordsee allenfalls als Sommergast aufkreuzen, finden wir ihre Cousins in unseren Gewässern: Der Heringshai (Lamna nasus) zählt ebenfalls zur Familie der Makrelenhaie. Er gilt wegen starker Überfischung Mitte des 20. Jahrhunderts auch heute noch als gefährdete Art auf der Roten Liste der IUCN.
Als schneller Jäger besitzt er in den vergleichsweise kalten Gewässern der nördlichen Breiten einen entscheidenden evolutionären Vorteil: Mithilfe eines speziellen Blutkreislaufs entlang des rotes Muskelgewebes, das sich hauptsächlich im Bereich der kräftigen Schwanzflosse findet, kann er seine Körpertemperatur mehrere Grad über der des Wassers halten. Auch Weiße Haie und Thunfische verfügen über diese Superkraft – bei den Thunfischen hat sich diese wahrscheinlich separat entwickelt. Dies gilt als mögliche Vorstufe der Endothermie, also der Warmblütigkeit, die wir als Säugetiere besitzen. Mit den menschenhungrigen, kaltblütigen Räubern hat die Realität eben nicht viel zu tun.
Quellen: J.K. Carlson et al.: Metabolism, energetic demand, and endothermy. In: Carrier et al: Biology of Sharks and their Relatives. CRC Press, 2004, S. 203 ff. ISBN 0-8493-1514-X
In unserer Serie stellen wir Haie der Nordsee und des Nordatlantik vor – man muss nicht um den halben Globus fliegen, um (keine) Haie zu sehen.