Anlässlich der UN Ozeankonferenz in Lissabon reist auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke nach Lissabon.
Ihr Appell: „Wenn wir das Zerstören der Meere nicht beenden, gefährden wir nicht nur wunderbare Naturschätze, sondern auch unsere eigenen Lebensgrundlagen. Meeresschutz hilft uns im Kampf gegen die Klimakrise, die Verschmutzungskrise und das Artenaussterben.“
Doch wie sieht dieser Meeresschutz mit dem hoch gesteckten “30 by 30”-Ziel in der Realität aus – 30% der Meere unter Schutz bis 2030, wie von vielen Ländern einschließlich Deutschland zugesagt?
Auf unserer ersten „Global Fishing Watch“-Karte sehen wir die in Deutschland existierenden Meeresschutzgebiete (grün gekennzeichnet):
Meeresschutz mit Schutzgebieten erlaubt in Deutschland Fischerei, Sandabbau und Schifffahrt, sogar Tunnelbau: Quer durch das Meeresschutzgebiet „Fehmarnbelt“ direkt vor der Insel Fehmarn wird der gleichnamige Tunnel nach Dänemark gebaut. De facto gibt es keine einzige sogenannte „No Take“-Zone in der Nord- und Ostsee, also ein Gebiet, indem tatsächlich kein einziger Fisch gefangen werden darf, und damit echten Schutz ohne menschliche Nutzung.
Aber es kommt noch schlimmer, wie man auf der zweiten Karte sehen kann:
Jeder einzelne dieser vielen weißen Punkte auf der Karte zeigt Fischereiaktivitäten, exemplarisch über den Zeitraum von Mai bis Oktober 2020. Speziell in der Nordsee wird eine der schlimmsten Fischereien exzessiv praktiziert, die Grundschleppnetzfischerei. Mit Beifängen von bis zu 90%, einer permanenten Schleif-Zerstörung des Meeresgrundes und dem bewussten Plastikverlust durch Dolly Ropes (verschleißender Netz-Scheuerschutz aus Polyethylen) ist sie mitverantwortlich für die Zerstörung und das Artensterben in der Nordsee.
In der Ministeriumsmitteilung zur UN Ozeankonferenz heißt es vollmundig: „Gesunde Meere sind für uns Menschen überlebenswichtig. Deshalb müssen wir vom Reden ins Handeln kommen und dem Meeresschutz viel höhere Priorität einräumen.“
Die momentane Realität im Meer vor unserer Haustür: Überfischung, unnachhaltige Fischereien, Schiffsverkehr, Überdüngung, Bauprojekte und Schutzgebieten, die nur auf dem Papier existieren – die Lage ist mehr als düster.
Daher nehmen wir Bundesumweltministerin Steffi Lemke beim Wort und fordern sie auf, vor der eigenen Haustür für Ordnung zu sorgen und endlich effektiven Meeresschutz in Nord- und Ostsee umzusetzen.
Weiterhin zum Hintergrund: https://www.zeit.de/news/2022-06/27/un-ozeankonferenz-startet-mit-emotionalen-appellen