Im vergangenen Monat haben die Delegierten der International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT) ein Anlandeverbot für den stark überfischten Kurzflossen-Mako beschlossen. Ein Verbot, das schon seit Jahren im Gespräch war und dessen Entscheidung Konferenz um Konferenz vertagt wurde (ElasmOcean berichtete). In 2020 hieß es noch, selbst bei einem kompletten Fangstopp habe der Kurzflossen-Mako nur eine 54-prozentige Chance, sich bis 2045 wieder zu erholen.
Die Entscheidung wird nun von diversen Umweltschutzorganisationen als Meilenstein gefeiert. Doch die Sache hat einen Haken:
Ein Anlandeverbot ist zwar das einzig probate Mittel, da kontrollierbar, allerdings kommt es realistisch betrachtet keinem Fangstopp gleich. Das Verbot bedeutet lediglich, dass bereits gefangene Tiere wieder ins Meer entlassen werden müssen. An den Langleinen, mit denen der überwiegende Teil der Makohaie gefangen wird, sind die Überlebenschancen jedoch gering. Von den etwa 60 %, die den Todeskampf bis an Bord überleben, stirbt noch einmal etwa ein Fünftel an den Strapazen, nachdem sie wieder freigelassen wurden.
Hinzu kommt, dass das Anlandeverbot erst einmal auf zwei Jahre begrenzt ist – reichlich kurzfristig für eine Population, deren Weibchen erst nach etwa sechs Jahren geschlechtsreif werden und sich nur alle drei Jahre fortpflanzen.
In unseren Augen greifen die Maßnahmen weiterhin zu kurz. In einer idealen Welt würden die Longliner stärker kontrolliert oder sogar ganz verboten, da sie selektiven, nachhaltigen Fischfang nahezu unmöglich machen.
Fangzahlen sollen laut Ständigem Ausschuss der ICCAT weiterhin gemeldet werden – in den kommenden Jahren werden wir uns also auf die Ehrlichkeit der Fangflotten verlassen müssen, um abschätzen zu können, wie es den Makohaien ergeht.
Die Aussichten bleiben düster.
Quellen:
ICCAT (10/2021): Report of the Standing Committee on Research and Statistics
J.D. Stevens: The Biology and Ecology of the Shortfin Mako Shark, Isurus oxyrhinchus. In: Sharks of the Open Ocean: Biology, Fisheries and Conservation, Blackwell Publishing Ltd. 2008.