Versteckt auf den Sandböden der flachen Kontinentalschelfe lebt der Engelhai (Squatina squatina). Seiner flachen, rundlichen Form nach könnte man ihn leicht für einen Rochen halten. Sein ursprünglicher Lebensraum umfasste die Gewässer von Norwegen bis Nordafrika, das Mittelmeer und das Schwarze Meer.
Seit Jahrtausenden als Speisefisch gefangen, ist die Art heute vom Aussterben bedroht. Allein in der Adria wurden zwischen 1919 und 1924 etwa 60 Tonnen Engelhai pro Jahr gefangen, bevor die Bestände zusammenbrachen. Aus historischen Fangdaten und Interviews mit Fischern wird deutlich, dass es in der Adria früher von der heute so seltenen Art regelrecht gewimmelt haben muss. Diese „verschobene Nulllinie“ (shifting baseline), die unsere Wahrnehmung von Normalität verzerrt, ist sozusagen der Erzfeind des Naturschutzes.
Wir hoffen, dass den Engelhaien die Aufmerksamkeit zuteil wird, die diese mysteriösen Tiere verdient haben.
Quelle: T. Fortibuoni et al.: Common, rare or extirpated? Shifting baselines for common angelshark, Squatina squatina (Elasmobranchii: Squatinidae), in the Northern Adriatic Sea (Mediterranean Sea). Hydrobiologia, 2016. http://doi.org/10.1007/s10750-016-2671-4
In unserer Serie stellen wir Haie der Nordsee und des Nordatlantik vor – man muss nicht um den halben Globus fliegen, um (keine) Haie zu sehen.