Kaum war sie Mitte September von der UN-Vollversammlung aus New York zurück gekehrt, stand die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke dem Deutschen Naturschutzring (DNR) bei seiner Jahresmitgliederversammlung für ein Grußwort mit anschließender Diskussion zur Verfügung. Und sie hatte gute Nachrichten im Gepäck: Des immens wichtige internationale Meeresschutzabkommens ist unterzeichnet worden, das zukünftig zwei Drittel der Meere besser schützen soll, nämlich die Hochsee außerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ). Der völkerrechtliche Vertrag schafft die Grundlage für die Ausweisung großer Schutzgebiete auf Hoher See, konform mit dem 30/30 Ziel.
Was es bedeutet, dies in der Praxis umzusetzen, wurde in der anschließenden Diskussionsrunde deutlich. Die 30 % Meeresschutzgebiete, das ist bereits bekannt, werden in ein Drittel (10 % insgesamt) sog. “No-Take”-Zonen aufgeteilt: Meeresgebiete, in denen keinerlei menschliche Nutzung erlaubt ist. Hier wird die Natur sich selbst überlassen und darf sich erholen. Derzeit gilt dies weltweit nur für 2,6 % der Meere, vervierfacht sich also. Die “anderen 20 %” der Meerschutzgebiete werde „nachhaltig“ genutzt, wie auch immer das in der Praxis dann aussehen mag.
Auf Nachfrage von Friederike Kremer-Obrock, die ElasmOcean bei der Mitgliederversammlung vertrat, teilte die Ministerin mit, dass die auch für die Nord- und Ostsee gelten werde: 10% der deutschen Meeresgebiete und der internationalen Gebiete der Nord- und Ostsee werden (über kurz oder lang) zu “No-Take”-Zonen erklärt. Aber: der Weg ist lang. Steffi Lemke erklärte etwas ernüchternd, dass sie schon froh wäre, 5 % vernünftig etablieren zu können. „Das ist eine echte Herausforderung!“, so die Umweltministerin, die trotz gehörigen Jetlags geduldig und ausführlich antwortete.
Und noch eine Aussicht: Es werde derzeit in Brüssel ein EU-weites Dolly-Rope-Verbot für die Grundschleppnetzfischerei erarbeitet, so die Ministerin. Das begeistert unmittelbar!
Unser Fazit: Die Mühlen der (Umwelt-)Politik mahlen langsam, aber doch stetig. Und wir hatten den positiven Eindruck, dass da eine Ministerin saß, die ihr „Handwerk“ ernst nimmt, für die Meere brennt, und mit großer Leidenschaft ihrem Ministerium vorsteht. Wir sind gespannt, was sich politisch durchsetzen lässt – und helfen, wo wir können.