“Das ist Klimawandel im Live-Modus!“ So beschreibt der Wetter- und Klimaexperte und Vorsitzende der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft Frank Böttcher die aktuelle Dürre. Man liest es überall: Die Ackerböden in Deutschland fallen trocken, erste Waldbrände passieren, Wildtiere verdursten (oder verhungern, da die staubtrockenen Pflanzen nicht hinreichend nahrhaft sind). Das endende Frühjahr war das trockenste in Deutschland seit den ersten Wetteraufzeichnungen.
Viele Mitbürger:innen schalten bei solchen Informationen ab. Zu unangenehm sind die Meldungen, zu düster die Aussichten. Es ist unserer Psyche unangenehm, solche schlechten Nachrichten zu verarbeiten – allzu gerne klammert man sich da an jeden Strohhalm, der so aussieht, als ob alles nicht so schlimm ist: “Gestern hat es geregnet und war kühl – wo ist denn jetzt die heiße Dürre?!” Der Unterschied zwischen Wetter und Klima muss dann wieder herhalten, weil er so beruhigende Sätze ermöglicht.
Eigentlich ist es als Faustformel recht einfach: Wetter ist lokal und kurzzeitig, Klima ist global und langfristig. Das örtliche Wetter von gestern mag aussehen, wie es will – weltweit betrachtet und über lange Zeit gibt es keine wissenschaftlich begründeten Zweifel mehr: Eine gravierende Erderwärmung findet statt, in nie erfolgter Geschwindigkeit, und durch den Menschen hervorgerufen, hauptsächlich durch das Verbrennen von Dingen.
Dennoch hört man immer wieder: „Klimawandel hat es schon immer gegeben!“ oder „Die Welt ist in einem ewigen Wandel, der Mensch kann nix dafür!“ Beides ist eindeutig falsch. Aber auch das entspricht unserer menschlichen Psyche: Wenn etwas sehr groß und sehr langsam ist, bekommen wir es nicht wirklich mit, weil wir uns an graduelle Veränderungen jeweils gewöhnen. Das nennt man verschobene Grundlinie, “shifting baseline“: Was wir für “normal” halten, verändert sich so langsam, dass wir die Änderung nicht wahrnehmen.
Daher klären Wissenschaftler:innen, Organisationen wie ElasmOcean und seriöse Medien immer wieder auf, wiederholen unermüdlich die Fakten, damit die Wahrnehmung der Menschen sich verändert und wir die traurige Wahrheit erkennen: Die Menschheit muss ihre Lebensweise verändern, insgesamt, weltweit. Sonst werden die aktuellen Dürren ebenso wie die Extremwetterlagen der anderen Art (Stürme, Starkregen, Hagel usw.) immer weiter zunehmen und unsere Lebensgrundlagen gefährden.
Hintergründe u.a. in unserer Klimawandel-Broschüre, einfach erklärt und kompakt verpackt, in unserem Downloadbereich (pdf)
Das ganze Interview mit Frank Böttcher: https://www.tagesschau.de/inland/regional/niedersachsen/ndr-wetterexperte-boettcher-zur-duerre-das-ist-klimawandel-im-live-modus-102.html
(Hinweis: Unser Artikelbild ist mit künstlicher Intelligenz erstellt – wir testen dies derzeit.)