Zum Welttag des Otters werfen wir einen Blick auf diese faszinierenden Tiere – und ihre überraschende Rolle für Klima und Ökosysteme. Kelpwälder gehören zu den wichtigsten natürlichen CO₂-Speichern der Meere. Zwar speichern Moore oder Wälder an Land absolut gesehen größere Mengen, doch Kelp wächst sehr schnell und bindet dabei kontinuierlich CO₂ aus der Atmosphäre.
Besonders effektiv funktioniert das in Gebieten, in denen Seeotter (Enhydra lutris) leben. Studien zeigen, dass Kelpwälder mit Ottern zwischen 4,4 und 8,7 Millionen Tonnen mehr CO₂ binden können als solche ohne Otter. Das liegt daran, dass Seeotter Seeigel und andere wirbellose Tiere fressen. In Gebieten ohne Otter können sich Seeigel ungehindert vermehren und den Kelp regelrecht „abgrasen“, was die Speicherfähigkeit drastisch verringert. Durch die Regulierung der Seeigelpopulation erhalten Otter also indirekt die Funktionstüchtigkeit der Kelpwälder.
Ein gesunder Kelpwald mit Ottern bringt aber noch weitere Vorteile: Die Biomasse an Fischen und anderen Organismen steigt um bis zu 37 %, was wiederum der Fischerei zugutekommt – mit potenziellen jährlichen Mehrerträgen von rund 9,4 Millionen kanadischen Dollar, wie wissenschaftlich berechnet wurde. Zusätzlich fördern Seeotter den Ökotourismus: Ihre bloße Anwesenheit kann Küstenregionen jährliche Einnahmen von bis zu 41,5 Millionen kanadischen Dollar bescheren.
Otter gehören zur Familie der Marder und zählen trotz ihres niedlichen Aussehens zu den Raubtieren. Ihr Fell ist das dichteste im gesamten Tierreich: Bis zu 160.000 Haare pro Quadratzentimeter – etwa so viele, wie ein Mensch insgesamt auf dem ganzen Kopf hat. Anders als andere Meeressäuger besitzen Otter keine isolierende Fettschicht. Allein das dichte Fell schützt sie vor den kalten Wassertemperaturen des Nordpazifiks, die selten über 20 °C steigen.
Otter sind intelligent: Sie verwenden Steine als Werkzeuge, um ihre Lieblingsspeise – Seeigel – zu knacken. Einige Otter bewahren ihren „Lieblingsstein“ sogar in einer Hautfalte am Bauch auf. Studien legen auch nahe, dass Otter über ein Langzeitgedächtnis verfügen und Wissen an Artgenossen weitergeben können. Ein bekanntes Verhalten ist das „Händchenhalten“ während des Schlafs an der Wasseroberfläche – damit sie nicht voneinander abtreiben.
Quellen:
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