Unser Teammitglied Luca durfte im Rahmen ihres Studiums der Meeresbiologie an der Uni Bremen für kurze Zeit Teil der Crew des Forschungsschiffs „Sonne“ des Alfred-Wegener-Instituts sein. Sie nimmt euch mit auf ihre Reise:
„Fremantle Port – 1. Woche SONNE
Unsere Fahrt auf dem Forschungsschiff „Sonne“ beginnt mit der Ausfahrt aus dem Hafen in Fremantle (Australien) Richtung Indischer Ozean. Die nächsten Wochen sind wir mit dem 120 Meter langen Forschungsschiff mehr als 200 nautische Meilen entfernt vom australischen Festland mit einer Wassertiefe von bis zu 5.000 Metern. Die erste Woche war eine Mischung zwischen der wissenschaftlichen Einarbeitung, dem Umgang mit der Seekrankheit, und dem Kennenlernen vieler neuer Menschen. Damit auf hoher See bloß nichts runterfällt, werden unsere Geräte, wie Mikroskope, auf den Tischen festgeschnallt.
Wir arbeiten mit einem CTD-Gerät. Dieses Gerät misst Leitfähigkeit, Wassertemperatur und -tiefe. Außerdem seht ihr eine Ansammlung von Niskin-Flaschen, die in Tiefen von über 1.000 Metern runtergelassen werden können, um nicht nur das Wasser von bestimmen Wassertiefen zu sammeln, sondern uns auch Echtzeit-Informationen über Salinität, Chlorophyllgehalt und Temperatur zu liefern. Das CTD ist essenzieller Bestandteil meines Projektes – die Sammlung von eDNA. Die nächsten Wochen beschäftige ich mich mit dem Filtrieren von Wasserproben aus diversen Wassertiefen, um genetisches Material aus der Umgebung zu isolieren. Damit können wir dann unter anderem bestimmte Arten und deren Verteilung bestimmen.
Jeden Morgen vor Sonnenaufgang lassen wir ein sogenanntes IKMT-Netz runter, um die Organismen der Zwielichtzone (bis 2.000 m) nachzuweisen. Diese Arten lassen sich dann später auch mit den DNA-Sequenzen aus meinem Projekt vergleichen.
Einmal am Tag verschlägt es mich aufs „Monkey Deck“, ganz oben auf dem Schiff. Dort hat man natürlich die beste Aussicht – besonders natürlich für Wale und Vögel. In der ersten Woche wurden wir bereits reichlich beschenkt: Zwergwale, Delfine und Blauwale! Nicht zu vergessen sind die Albatrosse und Sturmvögel, die tagtäglich unser Schiff umkreisen. Unglaublich schön!

Grindwale an Neujahr
Das neue Jahr startet mit einer Überraschung: Eine Schule von bis zu 70 Grindwalen begrüßt uns, pünktlich zu Neujahr. Der Tag startet mit gutem Wetter und ruhiger See, und in der Nacht werden wir dann schließlich aus unseren Betten geholt – Polarlichter! Was für ein toller Start in 2025!
In den nächsten Tagen gehts weiter mit den einzelnen Stationen. Mittlerweile befinden wir uns mitten im Indischen Ozean, kein anderes Schiff am Horizont. Wir stehen früh morgens auf, lassen unsere Netze runter, das CTD, die Planktonnetze, und machen uns an die Arbeit. Neben Fischen und Krill befinden sich auch viele Quallen in unseren Netzen. All diese Arten müssen identifiziert, gezählt und abgewogen werden. Um mehr Kenntnis auf die Umweltbedingungen in verschiedenen Tiefen zu erhalten, nutzen wir das Wasser des CTDs für Produktivitätsbestimmungen (Chlorophyllgehalt und Sauerstoffgehalt). Auch das Beobachten der Wale wird nicht langweilig: 2025 startet mit 2 weiteren Blauwalen, Gemeinen Delfinen, Seebären und endlich lassen sich die Australasiatischen Tölpel sichten.
Mitte der 2. Woche führen wir unsere 24-Stunden-Station durch. Das heißt: einen Tag auf derselben Stelle, mitten im Ozean, und vier Durchgänge, um jeweils zweimal Messungen am Tag und in der Nacht durchzuführen. Das bedeutet, früh aufzustehen und natürlich lange wach zu bleiben. Das Ziel ist es hier, die vertikale Bewegung von Organismen in der Wassersäule zu untersuchen. Die Theorie: Tiere wie Zooplankton, Fische und anderes wandern in der Nacht näher zur Wasseroberfläche, um dort zu fressen. Das gesamte Nahrungsnetz bewegt sich dann im Laufe des Tages und mit zunehmender Lichteinstrahlung zurück in die Tiefen des Meeres. Bewahrheiten sich diese Annahmen in unseren Ergebnissen? Welche coolen Tiefseefische lassen sich sichten?

Richtung Neuseeland
Wir durchkreuzen Anfang der dritten Woche das Schifffahrtsgebiet zwischen Australien und Tasmanien. Die See bleibt ruhig. Wir haben Glück, denn in diesem Gebiet beträgt die Wassertiefe nur maximal 100 Meter. Das bedeutet: Wir nehmen keine eDNA-Probe, auch die IKMT-Netze lassen wir an Bord, und wir haben Zeit für Walbeobachtungen und ein bisschen Freizeit.
Nachdem wir Australien offiziell hinter uns lassen, wird die See rau. Regen und hohe See bedeutet, die Schotten werden dicht gemacht – und die Ersten fallen nachts aus ihren Betten. Auch keine größeren Tiere lassen sich bei unseren Beobachtungen blicken. Nach ein paar Tagen lichtet sich der Himmel wieder und der Kapitän gibt mir das Zeichen für den Drohnenflug. Von der Universität in Tasmanien werden unterwegs noch Argo-Floats ausgebracht. Das sind mobile Beobachtungsgeräte, die Salzgehalt, Strömungen und andere Informationen sammeln und in Echtzeit an die Universität übermitteln.
Die restliche Arbeit läuft die nächsten Tage wie gewohnt weiter. Bis zum Ende unserer Reise haben wir ganze 15 Stationen hinter uns gebracht, 3.110 nautische Meilen geschafft, unzählige Proben gesammelt und 23 Arten an Sturmvögel kennengelernt. Kurz vor Ende kommt noch eine weitere Delfinart auf unsere Liste: Eine Schule an Blauweißen Delfinen (gestreift) lässt sich samt dreier Jungtiere blicken.
Die letzten Tage verbringen wir mit dem Aufräumen der Labore, dem Einpacken der Ausrüstung und weiteren Vorbereitungen für unseren Ausstieg in Neuseeland. Das Leben an Board werde ich auf jeden Fall vermissen, natürlich nicht nur den wissenschaftlichen Teil, sondern das Zusammenleben mit den tollen Menschen.”
ElasmOcean dankt Teammitglied Luca für diesen beeindruckenden Einblick!