ElasmOcean ist gegen Grundschleppnetzfischerei – das ist nicht neu. Die Schäden am Boden, die Dolly-Rope-Problematik von Plastikschnüren im Meer, die ziellose und unselektierte Entnahme aller Meeresbewohner – drei starke Argumente auf unserer Seite.
Es gibt ein viertes, sehr starkes Argument: Die Grundschleppnetzfischerei ist ein echter Klimakiller!
Ja, wir kennen natürlich die „idyllischen“ Krabbenkutter der deutschen Nordsee, ihre Fangfahrten mit so schönen Heimathäfen wie Greetsiel oder Cuxhaven. Ahnungslose Touristen lieben diese „traditionelle Fischerei“ und beißen mit Genuss in das Krabbenbrötchen vom Fischstand nebenan. Traditionen, die wir gründlich überdenken müssen.
Eine aktuelle Studie der Utah State University in Logan (USA) belegt, dass bis zu 370 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) durch die weltweite Grundschleppnetzfischerei in die Atmosphäre gelangen. Zur Einordnung: Das ist etwa die Hälfte dessen, was der globale Flugverkehr emittiert.
Der Meeresboden ist die größte Senke für Kohlenstoff auf unserem Planeten. Die Grundschleppnetze wühlen ihn permanent um. Im Meeresboden lagert etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie in den Böden an Land. Küstennahe Schelfmeere wie die Nord- und die Ostsee mit ihren schlickhaltigen Sedimenten machen zwar weniger als zehn Prozent der Meeresfläche aus, speichern aber fast 90 Prozent des jährlich gebundenen Kohlenstoffs. Die Freisetzung bewirkt, dass mehr als Hälfte (55-60 %, eben 370 Millionen Tonnen) dieses Kohlenstoffs als CO2 in die Atmosphäre gelangt, binnen sieben bis neun Jahren. Der Rest verbleibt im Meerwasser und versauert als Kohlensäure das Meerwasser immer schneller. Beides hat drastische Folgen für das Meer und für die Menschen.
Die Grundschleppnetzfrischerei ist klimaschädlich wie keine andere Technik des Fischens. Aus unserer Sicht gibt es nur eine vertretbare Lösung: Diese Fischereitechnik gehört abgeschafft.
Uns wird bisweilen vorgeworfen, unsere kompromisslose Haltung sei radikal. Was sind die Alternativen? Eine ersetzbare Fischereitechnik, die klimaschädlicher denn jede andere ist, die bis zu 90% Beifang mit sich bringt, und die den Meeresgrund zerstört, in flachen Bereichen gravierend, in der Tiefsee fast unwiederbringlich. Oder das sture Festhalten an dieser ersetzbaren (!) Fischereitechnik trotz Kenntnis dieser Tatsachen.
Was ist radikaler?
Wir sind uns hier sicher, die richtige Antwort gefunden zu haben.
Quelle: Atwood et al, Atmospheric CO2 emissions and ocean acidification from bottom-trawling, 2023, https://www.frontiersin.org/…/fmars.2023.1125137/full (DOI: https://doi.org/10.3389/fmars.2023.1125137)