Wissenschaft und Forschung gingen viele Jahrzehnte lang davon aus, dass in der Gattung der Teufelsrochen nur zwei Mantas vorkommen: der Riffmanta (Mobula alfredi) und der Riesenmanta oder Ozeanische Manta (Mobula birostris).
Jetzt wurde bestätigt, dass es eine dritte Manta-Art gibt: den Atlantischen Manta (Mobula yarae). Er hat seinen Namen von Yara, einem Wassergeist der brasilianischen Mytologie (“Herrin der Wasser”). Er bewohnt tropische und subtropische Gewässer entlang der Westküsten des Atlantiks, vom Osten der Vereinigten Staaten bis nach Brasilien, einschließlich des Golfs von Mexiko und der Karibik.
Wie entdeckt man eine neue Tierart? Meistens spielt der Zufall mit, wie auch hier. Der Atlantische Manta wurde vor einigen Jahren von Andrea Marshall entdeckt, der weltweit führenden Manta-Expertin, die 2009 bereits die Unterteilung der beiden bisherigen Arten betrieben hatte. “Ich hatte 6 Jahre gebraucht, um die ersten beiden Arten zu unterscheiden, und ich kannte sie zu diesem Zeitpunkt in- und auswendig.” Deshalb fielen ihr an einem Manta in mexikanischen Gewässern sofort Merkmale auf, die nicht dazu passen wollten: “Dieser Manta sah keinem von beiden ähnlich.” Sie vermutete sofort eine dritte Art.
Der Atlantische Manta (Mobula yarae) weist eine Mischung aus Merkmalen beider bekannten Manta-Arten auf. Von oben sehen die schwarze Rückenfärbung und die Brustflossenform aus wie ein riesiger Ozeanischer Manta (M. birostris). Auf dem Bauch ähneln die helleren Gesichts- und Fleckenmuster einem Riffmanta (M. alfredi).
Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale sind:
– Schulterflecken: M. yarae hat ausgeprägte “V-förmige” weiße Schulterflecken, im Gegensatz zu den “T-förmigen” Flecken bei M. birostris
– Gesichtsfärbung: Hellere Färbung um Mund und Augen im Vergleich zu den dunkleren Gesichtern von M. birostris
– Zeichnung der Unterseite: Dunkle Flecken, die typischerweise auf die Bauchregion beschränkt sind und sich nicht wie bei M. alfredi zwischen den Kiemen erstrecken
– Größe: Kann 5-6 Meter hoch werden wie M. birostris, obwohl viele beobachtete Individuen kleinere Jungtiere sind und oft in Küstengewässern wie M. alfredi zu finden sind.
Andrea Marshall und ihre Marine Megafauna Foundation (MMF) arbeiteten mit internationalen Kooperationspartnern zusammen, um eine formelle Beschreibung dieser neuen Spezies zu veröffentlichen, als sie Anfang 2024 ein schweres Hirnaneurysma und einen Schlaganfall erlitt. Die formelle Beschreibung wurde von einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung der brasilianischen Forscherin Nayara Bucair von der Universität São Paulo vervollständigt, wobei Jessica Pate für die Marine Megafauna Foundation (MMF) die Zusammenarbeit fortführte und Andreas Daten und Beobachtungen zur Verfügung stellte.
ElasmOcean ist stolz auf diesen wissenschaftlichen Erfolg unserer wissenschaftlichen Beirätin Andrea Marshall, der wir zugleich weiterhin alles Gute auf dem Weg der Genesung wünschen. Wir gratulieren dem gesamten wissenschaftlichen Team nebst dem Team unserer Partnerorganisation Marine Megafauna Foundation (MMF).
Möge es der dritten Manta-Art im Atlantik gut gehen – auch wir achten darauf und setzen uns für den Schutz ein!
Den ausführlichen Bericht der Marine Megafouna Foundation (MMF) gibt es auf der Homepage der NGO: https://marinemegafauna.org/news/third-manta-ray-species-mobula-yarae-discovered-in-atlantic-ocean