Im Jahr 2050 werden etwa 10 Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben. Das hat auch Folgen für die Ozeane: Kürzlich vorgestellte Prognosen des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) im Rahmen einer Meereskonferenz des Bundesverbandes Windenergie Offshore e.V. (BWO) zeigen deutlich das Dilemma auf.

Global betrachtet werden auf den ersten Blick anscheinend Fischerei und Aquakultur immer existenzieller. Derzeit werden in unseren Meeren durch industrielle Fischerei rund 90 Millionen Tonnen Fisch gefangen; die Zahlen stagnieren seit Jahren. Durch Aquakulturen werden mit permanent steigender Tendenz weitere 95 Millionen Tonnen Fisch gezüchtet. Hinzu kommen 40 Millionen Tonnen Algen: China ist der weltweit größte Aquakulturproduzent. Wenn man den Rechenmodellen folgt, ergibt sich, dass bis zum Jahr 2050 die Aquakulturen bei derzeitigem Konsum bis auf 190 Millionen Tonnen und der Fischfang in unseren Meeren auf 140 Millionen Tonnen gesteigert werden müssten. So die Statistik.
Und noch ein Wert ist erwähnenswert: Ein Datum. Der jährliche deutsche Fischerei-Erschöpfungstag wurde 2024 bereits am 29. Februar erreicht. Im Jahr 2025 lag er noch eine Woche früher. Seit diesem Tag importiert Deutschland statistisch betrachtet für den Rest des Jahres Fisch aus anderen Ländern und damit auch aus anderen Fischereien und Aquakulturen.
Eine Steigerung des Fischfangs ist, real betrachtet, nicht möglich. Schon jetzt gerät die Fischereiindustrie an ihre Grenzen, und die Ozeane sind bekanntlich nicht unerschöpflich. Ein „fröhliches Weiter so“ kann es somit nicht geben. Das gleiche gilt für Aquakulturen: Auch ihre Fläche ist begrenzt, und das Futter, das zum Großteil wiederum aus der Fischerei generiert wird, ebenfalls.
Eine Lösung des Problems bleibt indes völlig unbeachtet: Umverteilung.
Würden die reichen westlichen Nationen ihren Fischkonsum herunterfahren oder weitgehend auf Fisch verzichten, käme dies den Nationen zugute, die auf die Proteinquelle Fisch als Nahrungsmittel angewiesen sind. Es herrscht auch ein völliges Ungleichgewicht, zwischen Ländern in Afrika und Südamerika mit Fisch als Grundnahrungsmittel bei relativ geringem Ertrag aus der Fischerei – und dem Luxusprodukt Fisch in den demographisch schrumpfenden Ländern mit großer industrieller Fischerei, was auch manches Land in Asien einbezieht.
Es gibt viele Gründe, auf Fisch als Nahrungsmittel zu verzichten: Neben gesundheitlichen Folgen und ethischen Bedenken sollten wir die Überfischung des Ozeans als wichtigstes Argument gegen Fischkonsum sehen und entsprechend handeln.