Täglich überschlagen sich die Nachrichten – vor allem seit Januar, seit Donald Trump die USA regiert. Manchmal hat mal gar das Gefühl, dass er öffentlich und laut seine seltsamen Dinge tut, damit alle sich darüber empören und deshalb nicht bemerken, dass im Hintergrund weitere Dinge geschehen, mit teilweise viel massiveren Folgen.
Den Eindruck haben wir auch hierbei: Der Präsident der USA ist bekannt für seine rücksichtlose Einstellung zur Ausbeutung von Bodenschätzen. Wohl deshalb hat sich nun die Bergbaufirma The Metals Company (TMC) trotz der aktuellen kanadischen Zurückhaltung an ihn gewandt, um den geplanten Beginn des Abbaus von Manganknollen in der Tiefsee zu beschleunigen. Denn TMC braucht staatliche Unterstützung für schnelle Umsetzung der Abbaupläne – es soll schon Mitte dieses Jahres los gehen. Viele Kräfte sind dagegen – es ist leider zweifelhaft, ob sie den Abbaubeginn noch aufhalten können.
Eine unheilvolle Konstellation: Seit Jahren ringen 169 Staaten im Verbund der International Seabed Authority (ISA) um die Rechte und Pflichten derer, die Tiefseebergbau vor allem in der im Pazifik gelegenen Clarion-Clipperton-Zone planen, bislang ohne brauchbares Ergebnis. Einige Länder, darunter auch Deutschland, fordern ein Moratorium, also einen Aufschub. Dem haben sich Weltkonzerne wie BMW, Google, Microsoft, Northvolt, Philips, Renault, Samsung, SAP, Volvo und VW angeschlossen: Zu groß sind die Risiken, einen bislang zu 95 % unerforschten Lebensraum zu zerstören, der Millionen Jahre zur Regeneration benötigen würde. Wir haben bis auf ganz wenige Einblicke bisher keine wissenschaftlich fundierte Ahnung, wie das Leben in der Tiefsee zusammenhängt und welche Kettenreaktionen aus einem solchen Vorhaben resultieren. Wissenschaftler gehen davon aus, das bislang erst 10 % der dort lebenden Tiere auch nur bekannt sind. Der Abbau der Manganknollen erfolgt durch Aufsaugen mit riesigen „Staubsaugern“, wobei das ungenutzte Sediment am anderen Ende der Maschine als Schlamm ausgeworfen wird und sich als dichter Teppich über alles Leben legt, das nach dem Absaugen noch existiert. Schon seit Jahren sind die Claims in der Clarion-Clipperton-Zone zwischen Hawaii und Mexiko abgesteckt, ein bisschen wie zum Golden Zeitalter am Colorado River, nur 5000 Meter tiefer im Wasser und daher noch etwas unwirtlicher.
Während sich die Mitgliedsstaaten der ISA noch uneins sind, wie man die Tiefsee schützen und vielleicht schonender ausbeuten kann (minimalinvasiver Bergbau), nutzt das kanadische Bergbauunternehmen TMC die Regelungslücke, gemeinsam mit dem ISA-Mitgliedsstaat Nauru – und den USA als Nicht-Mitglied (ja, auch in diesem Umweltgremium spielen die USA nicht mit). Ohne Regelungen und Moratorien beginnt der Abbau in der Tiefsee. Denn die Unternehmen haben es eilig: Jeder Dollar will gerne schnell verdient werden – vor allem dann, wenn man “befürchten” darf, dass Neuerfindungen im Energiespeichersektor vielleicht bald schon das Recycling von Altbatterien und -akkus verbessern oder gar entbehrlich werden lassen: Es spricht vieles dafür, dass selbst eine immer elektrifiziertere Welt die Metalle der Manganknollen gar nicht braucht. Was für die Tiefsee gut klingt, wäre das Ende der Profite für TMC, Nauru und die USA.
Hier kann man wohl nur noch auf ein Wunder hoffen, das (streng naturwissenschaftlich betrachtet) eher nicht eintreten wird.
Weitere Informationen:
https://www.zeit.de/wissen/2025-03/tiefseebergbau-the-metals-company-un-manganknollen-oekosystem
https://investors.metals.co/news-releases/news-release-details/metals-company-apply-permits-under-existing-us-mining-code-deep