Oktopusse gehören – wie Sepien und Kalmare – zum Tierstamm der Weichtiere (Molluska). Umgangssprachlich werden sie oft „Tintenfische“ genannt, dabei sind sie tatsächlich enger mit Schnecken und Muscheln verwandt. Trotz dieser Nähe unterscheiden sich die Kopffüßer in vielerlei Hinsicht deutlich von ihren Verwandten und zeigen Eigenschaften, die sie einzigartig und bewundernswert machen.
Der Körper eines Oktopus ist sehr simpel aufgebaut: Er besteht im Wesentlichen nur aus einem Kopf mit acht Armen. Doch diese Arme sind wahre Multitalente: Mit ihnen kann der Oktopus nicht nur laufen und schwimmen, sondern auch fühlen und Reize verarbeiten. In den Armen befinden sich sogar mehr Nervenzellen als im eigentlichen Gehirn – ein Hinweis auf die hohe Intelligenz dieser Tiere. Auch ihre Augen sind bemerkenswert: Komplex aufgebaut, ähneln sie in Funktion und Leistungsfähigkeit unseren eigenen Linsenaugen.
Ein weiteres faszinierendes Talent der Oktopusse ist ihre Fähigkeit zur Tarnung. Sie nutzen ihre Augen, ihr zentrales Nervensystem und spezielle Farbzellen in der Haut, sogenannte Chromatophoren, um ihre Farbe und Oberflächenstruktur blitzschnell an die Umgebung anzupassen. Diese Fähigkeit ist unter Weichtieren eine absolute Besonderheit und sogar im gesamten Tierreich einzigartig. Spannend ist, dass Oktopusse ihre Hautfarbe zum Teil unabhängig von der Wahrnehmung durch ihre Augen verändern können – ein Phänomen, das bis heute nicht vollständig entschlüsselt ist.
Ihre beeindruckenden Farb- und Strukturwechsel nutzen Oktopusse nicht nur zur Tarnung oder Jagd, sondern auch zur Kommunikation mit Artgenossen, etwa bei der Partnersuche. Nach der Paarung sterben die Männchen meist relativ schnell, während die Weibchen noch einige Zeit bei ihren Eiern bleiben, diese behüten und sie ständig mit frischem Wasser versorgen. Da sie in dieser Zeit nicht mehr jagen können, sterben sie kurz nach dem Schlupf der Jungtiere. Besonders faszinierend: Alle Jagdtechniken und Überlebensstrategien bringen sich Oktopusse im Laufe ihres Lebens selbst bei – es gibt keine elterliche Fürsorge.
Wer einen besonders berührenden Blick in die geheimnisvolle Welt der Oktopusse werfen möchte, sollte sich den preisgekrönten Dokumentarfilm „Mein Lehrer der Krake“ ansehen. Er begleitet einen Filmemacher, der im Kelpwald vor Südafrika eine außergewöhnliche Beziehung zu einem Oktopusweibchen aufbaut – und dabei nicht nur das Tier, sondern auch sich selbst besser kennenlernt. Auf eindrucksvolle Weise zeigt der Film die Intelligenz, Anpassungsfähigkeit und emotionale Tiefe dieser faszinierenden Lebewesen.
Auch ihr Kreislaufsystem ist außergewöhnlich: Oktopusse besitzen drei Herzen – zwei pumpen sauerstoffarmes Blut durch die Kiemen, das zentrale Herz verteilt anschließend das sauerstoffreiche Blut im Körper. Zudem ist ihr Blut blau, da es auf Kupfer basiert, im Gegensatz zu unserem eisenbasierten, roten Hämoglobin. Dieses kupferhaltige Molekül ermöglicht es ihnen, Sauerstoff auch in kälteren und sauerstoffärmeren Gewässern effizient zu transportieren.
Quelle 1: Hochner, B. (2004). Octopus nervous system. Encyclopedia of neuroscience, 1-7.
Quelle 2: Messenger,J. B.(2001). Cephalopod chromatophores: neurobiology and natural history.Biol. Rev. Camb. Philos. Soc.76,473-528. https://doi.org/10.1017/S1464793101005772
Quelle 3: (Ramirez, M. D., & Oakley, T. H. (2015). Eye-independent, light-activated chromatophore expansion (LACE) and expression of phototransduction genes in the skin of Octopus bimaculoides. The Journal of experimental biology, 218(10), 1513-1520.).