Dass die Tiefsee ein Ort ist, der große Überraschungen birgt und noch viel mehr Geheimnisse, dürfte mittlerweile jedem Kind bekannt sein. Doch das, was Wissenschaftler nun mit dem chinesischen Tauchboot „Fendouzhe“ auf bis zu 9.532 Metern Tiefe entdeckt haben, übertrifft die größten Erwartungen.
Auf 9.500 Metern Wassertiefe herrschen unvorstellbare 950 bar Druck, ewige Dunkelheit und Eiseskälte bei 2 °C kaltem Wasser. Hinzu kommt eine Plattentektonik, die es am Pazifischen Feuerring mit Erdbeben und Vulkanausbrüchen in sich hat, und genau an diesem Ort explodiert das Leben regelrecht. Forscher haben an Grabenbrüchen vor der Halbinsel Kamtschatka bis zu den Aleuten Tauchfahrten unternommen und haben ein 2500 (!) Kilometer langes Ökosystem entdeckt.
Der Kurilengraben und der Aleutengraben sind neben dem Marianengraben östlich der Philippinen die tiefsten Gräben im Ozean. Allen Lebensgemeinschaften in solchen Tiefen ist eines gemein: Sie leben von organischem Material, das als „Meerschnee“ von oben hinunter fällt; hinzu kommen Organismen, die von den steilen Abhängen in die Gräben hinab gefördert werden. Sie wirken wie ein Sammelbehälter für die oberen Meeresregionen. Mikroorganismen im Boden bauen dieses Material ab und erzeugen dabei Methan. Dieses Methan ist wiederum die Lebensgrundlage für weitere Mikroben, die diesen energiereichen Stoff durch Chemosynthese in Biomasse umwandeln. Sie stellen die Lebensgrundlage für Muscheln, Röhrenwürme, Borstenwürmer und kleinere Wirbeltiere dar, einer großen Lebensgemeinschaft in bislang erforschten 5.743 bis 9.532 Metern Tiefe!
Der Pazifische Feuerring zieht sich über 40.000 km entlang der Westküste Süd-, Mittel- und Nordamerikas zum Aleutengraben, über Kamtschatka, Japan, die Philippinen, Indonesien bis hin nach Neuseeland. Wer weiß, was es in dieser Tiefe von 5.700 bis 11.000 Meter noch zu entdecken gibt.
Wir meinen, dies ist ein weiterer Grund, dass wir die Tiefsee in weiten Teilen unter Schutz stellen sollten. Es ist und bleibt einerseits ein weiterer Grund zum Forschen, andererseits zum Schutz eines weitestgehend unerforschten Lebensraums.
Der Forschungsbericht: https://www.nature.com/articles/s41586-025-09317-z