Folgen des Mülls im Meer
Durch die industrielle, konventionelle Landwirtschaft gelangen riesige Mengen an Phosphor- und Stickstoffverbindungen über die Flüsse ins Meer. Diese Überdüngung fördert die Algenblüte, wodurch sogenannte Todeszonen entstehen. Ein sehr gutes Beispiel ist hierfür die Ostsee.
Durch industrielle Abwässer, Abgase, Bergbau, Ölverbrennung liegt die Gefahr nicht nur in der Menge und Vielfalt der im Meer landenden Schadstoffe, die ganze marine Ökosysteme auf Jahrzehnte zerstören können, sondern auch in der Anreicherung bestimmter Stoffe in der Nahrungskette, wie z.B. Quecksilber.
- Tiefenwasser
Die Ostsee ist ein besonderes Meer.
Je weiter man in den Osten kommt, desto geringer wird der Salzgehalt und die Zirkulation des Wassers. Das macht die Ostsee besonders empfindlich für Nährstoffeinträge aus den Flüssen und der Landwirtschaft, z.B. Phosphate. Früher kamen immer wieder neue Frischwasserströme von der Nordsee in die Ostsee, teils 7-8x in 10 Jahren. Heute reduziert sich das auf 1-2x in 10 Jahren. Wissenschaftler rätseln noch, woran das liegt, vermuten dahinter aber die Erwärmung des Wassers durch den Klimawandel. Das Wasser der Ostsee hat sich
seit 1990 um 1,6 Grad erwärmt.
Oberflächennahe Todeszonen entstehen durch die Erwärmung des Wassers, das weniger Sauerstoff binden kann. Die tiefen Todeszonen entstehen durch die Nährstoffeinträge. Man kann das mit unseren Binnenseen vergleichen.
Sind viele Felder um die Seen herum und es wird stark gedüngt, wird der Dünger (Phosphate) unweigerlich durch den Regen und das Grundwasser in den See, so auch in die Ostsee, eingetragen. Daher kann manchmal ein See, der normalerweise bis zu 30.000 Jahre alt werden kann, im schlimmsten Fall innerhalb von Jahrzehnten „altern“. Zu viele Nährstoffe im Wasser begünstigen den Prozess der „Eutrophierung“, Nährstoffüberschuss. Dieser Prozess begünstigt Algenwachstum. Die Algen in der Ostsee wachsen durch die vielen Nährstoffe und das warme Wasser explosionsartig (die sogenannte Algenblüte) und sterben dann in Massen ab, sinken zu Boden in die tiefen Bereiche und werden von Bakterien gefressen, die dabei wiederum sehr viel Sauerstoff verbrauchen. So entstehen in den tieferen Wasserschichten Sauerstoffminimumzonen, oder auch „Todeszonen“. Das kann im schlimmsten Fall zum Absterben eines ganzen Ökosystems führen. 2018 waren die Todeszonen so groß wie noch nie in der Ostsee, so groß wie Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern zusammen.
Beim „Upwelling“ gelangen diese sauerstoffarmen Gewässerschichten an die Oberfläche. Auf diese Weise starben im
Jahr 2017 zum Beispiel zahllose Fische und ihre Eier an den Folgen des Sauerstoffmangels.
Zusammengefasst belasten 3 Gründe die Ostsee:
- Überdüngung,
- Temperatur,
- Wasseraustausch.
Quelle:
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) (2018): Umsetzung der Europäischen
Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) in Deutschland - MSRL Art. 8, 9 und 10 – Zustandsbewertungen.
Quecksilber kommt zu 70% als natürlicher Stoff in der Natur vor. 30 weitere Prozent werden durch industrielle Emissionen eingebracht.
Vereinfacht dargestellt: Einmal im Wasserkreislauf, z.B. durch Kohlekraftwerke ohne Filteranlagen, gerät das Quecksilber unter anderem ins Meer. Dort wird es durch die Aufnahme von Bakterien in organisches Quecksilber, dem Methylquecksilber umgewandelt und
gerät so wiederum in die Nahrungskette. Am Boden lebende kleine Meeresbewohner am Anfang des Nahrungsnetzes nehmen den Stoff auf, die wiederum von größeren Lebewesen gefressen werden. Speziell langlebige Tiere wie Haie, Schwertfische, Thunfische, aber auch Seewolf, Skorpionfisch, Makrelen und andere langlebige
Fischarten reichern so diesen hochgiftigen toxischen Stoff in ihren Körpern an.
Methylquecksilber durchbricht vielfach natürliche Barrieren unseres Körpers und richtet massive Schäden an. Es passiert die Darmwand fast zu 100 %, gelangt durch die Blut-Hirn-Schranke in unser Gehirn und aus dem mütterlichen Kreislauf über die Plazenta in das ungeborene Kind.
Es kann irreparable Hirn- und Nervenschäden, schwere Nierenschäden, Missbildungen bei Ungeborenen, Unfruchtbarkeit und möglicherweise Krebs verursachen. Ein Ursachenbezug zu Alzheimer wird derzeit wissenschaftlich geprüft.
Quelle:
P. Jennrich (2015): Quecksilber - eine der schädlichsten Substanzen weltweit. Greenpeace e.V.
Das Meer wurde nicht nur als Übungsgebiet für über 250 Nuklearwaffentests genutzt, sondern auch von 1946 bis 1993 als gigantische Müllkippe für radioaktiven Müll in Metallfässern. Die Fässer sind in allen Meeren anzutreffen, rosten und geben radioaktive Strahlung frei. Auch wenn es diese Entsorgung seit 1993 für radioaktive Feststoffe lt. der Londoner Convention (LC72) nicht mehr gibt, ist die direkte Einleitung von radioaktiven Abwässern immer noch erlaubt und wird auch praktiziert. Radioaktive Strahlung bedeutet, selbst in geringen Mengen, ein erhöhtes Krebsrisiko [Quellen 1-3].
99,8 Millionen Barrel Öl wurden im Jahr 2018 weltweit pro Tag verbraucht. In den vergangenen 50 Jahren hat sich der weltweite Erdölverbrauch fast verdreifacht [Quelle 4].
Eine der schlimmsten Katastrophen in der Ölförderung ereignete sich am 20. April 2010. Die Bohrinsel des britischen Mineralölkonzerns BP “Deepwater Horizon” im Golf von Mexiko explodierte. Elf
Menschen starben, und das Öl trat aus dem leckgeschlagenen Bohrloch unkontrolliert ins Meer aus. Nach Schätzungen 780 Millionen Liter. Sie verseuchten einen 75 km langen Küstenstreifen und bedeuteten den Tod für Tausende Vögel, Meeressäuger, Fische und andere Meereslebewesen. Ebenso verloren 40.000 Menschen durch die Katastrophe ihre Lebensgrundlage. Nicht weniger schlimm sind auch die Tankerunglücke. Die Regenerationszeit für die Natur nach einer Ölpest variiert je nach Ökosystem und Bodenbeschaffenheit zwischen einigen Monaten und 20 Jahren [Quellen 4-5].
Giftige und explosive Altmunition lagert tonnenweise auf unseren Meeresböden und stellt eine Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt dar. Vieles wurde nach dem Krieg einfach dort entsorgt. Es könnte beim Bau von Offshore-Windkraftanlagen oder bei Verlegung von Unterseekabeln zu Unfällen kommen. Und je mehr Bomben und Munition korrodieren, desto häufiger gelangen giftige und krebserregende Stoffe in die Umwelt und können über die gelöste Form oder als sehr kleine Partikel in die menschliche Nahrungskette gelangen [Quelle 6].
Durch den immer stärkeren Lärmpegel in unseren Ozeanen sind sämtliche Meeresbewohner betroffen. Negative Auswirkungen sind u.a. Verhaltensänderungen, Ändern der Wanderrouten, Vertreibung aus den Gebieten, Hörschäden, Missbildungen, Schwierigkeiten bei
der Kommunikation untereinander (überdeckt durch Fremdgeräusche) und Tod je nach Geräuschpegel und Stressreaktion [Quellen 7-8].
Quellen:
(Leserichtung, links nach
rechts, oben nach unten)
1. T. Schauenberg (2020): Atommüll und Fukushima: Das Meer als perfektes Endlager für nukleare Abfälle? Deutsche Welle.
2. Deutsche Welle (2019):Recycling von Atommüll - ein lukratives Geschäft. https://www.dw.com/de/recycling-von-atomm%C3%BCll-ein-lukratives-gesch%C3%A4ft/av-49243391
3. Bundesamt fürStrahlenschutz (2019): Umweltfolgen des Unfalls von Fukushima: Die radiologische Situation in Japan. https://www.bfs.de/DE/themen/ion/notfallschutz/notfall/fukushima/umweltfolgen.html
4. Statista GmbH (Zugr. 10.10.20): Weltweiter Erdölverbrauch in den Jahren 1969 bis 2019.
5. NABU (Zugr. 10.10.20): Ölkatastrophe im Naturparadies - Traurige Bilanz der Deepwater-Horizon-Katastrophe.
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/lebensraum-meer/gefahren/12618.html
6. A. Villwock, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (2020): Munition im Meer zuverlässig finden BASTA – neues Projekt zur Munitionserkennung unter Wasser startet. Informationsdienst Wissenschaft.
7. Umweltbundesamt (2014): Lärm im Meer – der unterschätzte Störfaktor. https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/laerm-im-meer-der-unterschaetzte-stoerfaktor
8. C. McKenna (2008): Ocean Noise: Turn it down. A report on ocean noise pollution. International Fund for Animal Welfare. https://tethys.pnnl.gov/sites/default/files/publications/McKenna-et-al-2008.pdf
Bildnachweise:
(Leserichtung, links nach
rechts, oben nach unten)
Adobe Stock